Im Interview mit Sebastian Hildebrandt
Du hast den Betrieb von deinem Vater übernommen. Warst du also schon immer Teil der Hildebrandt AG?
Nein. Ich habe meine Ausbildung damals bei Wulf GmbH gemacht, die übrigens mittlerweile ebenfalls Teil der Gruppe ist. Nach der Ausbildung habe ich in einer Baumschule gejobbt und habe meine Fachhochschulreife nachgeholt. Nach meinem Studium in Geisenheim ging es noch zur Bundeswehr und dann bin ich bei meinem Vater im Betrieb eingestiegen. Dort war ich bis er 1996 in Rente gegangen ist, in der Bauleitung tätig und habe dann die Geschäftsführung übernommen.
Wow, das ist eine lange Zeit im Unternehmen. Wie kam es, dass du dich entschieden hast, den kompletten Betrieb zu verkaufen?
Ich wusste aus meiner Familie wird es keine Nachfolge geben. Deshalb habe ich schon länger darüber nachgedacht, wie es mit mir und meinem Betrieb weitergeht. Im Endeffekt hat man nur drei Möglichkeiten: 1. Man bleibt Gesellschafter und jemand anderes übernimmt die Geschäftsführung. 2. Man gibt seine Anteile an die anderen Anteilhaber ab oder 3. Man verkauft komplett, so wie es jetzt auch ist. Die anderen zwei Möglichkeiten haben sich für mich nicht ergeben.
Wieso sind wir‘s geworden?
Ganz ehrlich, die Angebote waren sehr ähnlich und ihr hattet einfach das Überzeugendste.
Worüber hast du dir Gedanken gemacht, als es mit dem Verkauf ernst wurde?
In erster Linie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob und wie es mit dem Unternehmen weitergeht. Was passiert mit meinen Mitarbeitern, wird das Geschäft weiterlaufen und so weiter.
Und geht das Geschäft weiter?
Ja, das geht ganz normal weiter. Ich wusste, dass eine gewisse organisatorische Anpassung bei uns notwendig war. Greenovis hat das glücklicherweise gemeinsam mit uns in die Hand genommen und hilft uns unsere Prozesse, Finanzen, etc. optimaler zu gestalten. Da sind wir parallel zum laufenden Geschäft dran.
„Für mich ist es eine spannende Entwicklung, dass die Firma in der dritten Generation nun innerhalb einer überregionalen Gruppe weitergeführt werden kann.“
SEBASTIAN HILDEBRANDT
Gab es etwas, dass dich überrascht hat?
Ich hätte nicht gedacht, dass sich atmosphärisch etwas nach dem Verkauf verändert. Man merkt aber, dass wir jetzt kein Familienbetrieb mehr sind, sondern Teil einer Gruppe. Teilweise haben sich Zuständigkeiten geändert und es sind neue Kollegen aus der Dachorganisation dazugekommen. Da muss man sich erst einmal kennenlernen und das braucht Zeit.
Hast du versucht dagegen anzusteuern?
Jein. Wir haben eine Betriebsversammlung gemacht und den Kollegen vom Verkauf berichtet. Zudem haben wir eine kleine Feier veranstaltet, auf der Hendrik Hucke, der Geschäftsführer von Greenovis, eine Rede gehalten hat und sich mit unseren Mitarbeitern ausgetauscht hat. Das waren aus meiner Sicht gute und wichtige Maßnahmen.
Ich denke, man muss aber auch einfach einsehen, dass es einen Unterschied zwischen einem Familienbetrieb und einer mittelständischen Unternehmensgruppe gibt. Die emotionale Ebene verändert sich. Bis jetzt haben die Mitarbeiter für Sebastian Hildebrandt gearbeitet, den sie auch regelmäßig im Betrieb gesehen haben. Mit der Gruppengröße wird es etwas anonymer, was aber auch unvermeidbar ist.
Merkst du auch einen Unterschied in der Beziehung zu deinen Geschäftspartnern?
Nein, dort merke ich keinen Unterschied. In unserer Branche gibt es aber öfters einmal Änderungen in der Firmierung, Gesellschaftsform, Geschäftsführung und so weiter, weshalb unser Betriebsverkauf nicht so etwas „Besonderes“ war.
Welchen Tipp hast du für Gesellschafter, die ihr Unternehmen verkaufen wollen?
Mhh…gute Frage. Ich weiß nicht, ich glaube ich habe einfach sehr viel Glück gehabt, dass alles zur richtigen Zeit, im richtigen Rahmen passiert ist. Ihr solltet euch immer bewusst sein: Im Handwerk im Allgemeinen und im GaLaBau im Speziellen finden immer wieder Veränderungen statt, um den Anforderungen in der Abwicklung, in der Bürokratie und im Restlichen gerecht zu werden.
Seit Ende Dezember 2024 bist du aus dem Tagesgeschäft von Hildebrandt raus und nur noch als Berater für Greenovis tätig. Ist dir schon langweilig?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin gut mit meinen privaten Projekten wie unserem Bauernhof, dem Restaurieren von Motorrädern sowie Autos und Urlaub beschäftigt. Außerdem hält mich meine Frau gut auf Trab. 😉
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