
Im Interview mit Jörg Rottmann
Du hast den Betrieb von deinem Vater übernommen. Wie lief das ab?
Ich bin seit dem 1. Januar 2003 in unserem Familienbetrieb tätig. Mein Vater und ich haben uns am Anfang die Aufgaben aufgeteilt. Er hat sich um den Innendienst und ich mich um das operative Geschäft auf den Baustellen gekümmert. Nach und nach habe ich dann weiteren Aufgaben von ihm übernommen. 2006 hat sich mein Vater endgültig aus der Geschäftsführung zurückgezogen.
Wie kam es, dass du dich dazu entschieden hast zu verkaufen?
Ehrlicherweise hatte ich überhaupt nicht vor, so jung meinen Betrieb zu verkaufen. Anfang 2023 habe ich ein Schreiben von euch bekommen, das auf den ersten Blick wie eine der üblichen Verkaufsanfragen aussah. Es war jedoch sehr persönlich an mich gerichtet und kein Standardtext, sodass ich daran hängen geblieben bin und der Brief nicht einfach auf der Ablage gelandet ist.
Ich habe mir überlegt, welche Vorteile ein Zusammenschluss mit Greenovis für mich und den Betrieb haben könnte. Themen wie Arbeitsschutz und vor allem Mitarbeitergewinnung sind einfach in unserer Betriebsgröße zukünftig kaum noch alleine zu schaffen.
Weitere Überlegungen waren z.B.: Welche Herausforderungen werden in den nächsten Jahren zusätzlich auf den Betrieb zukommen? Was passiert, wenn ich Anfang 60 oder älter bin? Wer wird den Betrieb übernehmen? Meine Kinder, das ist jetzt schon klar, werden später nicht die Geschäftsführung übernehmen. Da wurde mir klar: Das ist eine große Chance, um den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen.
Wie ging es dann weiter?
Die ersten Gespräche habe ich mit eurem Kollegen aus der M&A Abteilung geführt. Als es „ernster“ wurde, kam Hendrik Hucke (Geschäftsführer Greenovis Group) dazu. Im Herbst waren wir uns einig: Wir gehen diesen Weg. Bis Januar des Folgejahres haben wir dann alle Informationen zusammengetragen und Ende März waren alle Verträge unterzeichnet. Anschließend ging es direkt mit dem Onboarding los.
Gab es etwas, dass dir Sorgen beim Verkauf gemacht hat?
Ich hatte keine Sorgen. Tatsächlich wurden mir meine größten Sorgen durch den Verkauf genommen. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass wenn ich aus irgendeinem Grund nicht mehr arbeiten kann, mein Betrieb weiterläuft und meine Mitarbeiter versorgt sind. Ich muss nicht mehr alleine die Herausforderungen angehen, sondern habe eine Gruppe, die mir den Rücken stärkt und diese gemeinsam mit mir angeht.
JÖRG ROTTMANN

Wie haben deine Mitarbeiter auf den Verkauf reagiert?
Wir haben eine Versammlung durchgeführt und alle Mitarbeitenden über den Verkauf informiert. Am Anfang waren einige Kollegen verunsichert und hatten Fragen. Hendrik ist daraufhin kurzfristig zu uns an den Standort gekommen und hat nochmal aufgeklärt, was es mit der Gruppe auf sich hat, welche Ziele Greenovis verfolgt und die noch offenen Fragen beantwortet.
Gab es etwas, dass dich nach dem Verkauf überrascht hat?
Ich war erstaunt, wie schnell und strukturiert die Dachorganisation neue Themen aufgreift und umsetzt. Da kam bei uns richtig Dynamik rein. 😉
Wie geht es für dich jetzt im Unternehmen weiter?
Ich bleibe als Geschäftsführer an Bord. Ich muss gestehen, es macht mir wieder mehr Spaß, als Geschäftsführer tätig zu sein. Es ist befreiend zu wissen, dass die Fortführung des Betriebes gesichert und man nicht mehr „alleine“ ist. Es freut mich sehr, dass man sich mit den anderen Betrieben austauschen und gegenseitig helfen kann.
Hast du zum Abschluss noch einen Tipp für Gesellschafter, die über den Verkauf ihres Unternehmens nachdenken?
Einen Tipp habe ich nicht, nur eine Anmerkung: Es sollte einem bewusst sein, dass so ein Verkauf seine Zeit braucht und man sich nicht einfach morgen zur Ruhe setzen kann. Zumindest nicht, wenn man möchte, dass sein Betrieb vernünftig weitergeführt wird.
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